Rudolf Neuhäuser – in memoriam
em. Univ.-Prof. Dr. Rudolf Neuhäuser, MA, im 88. Lebensjahr verstorben
Geboren 1933 in Wien und dort aufgewachsen, studierte Rudolf Neuhäuser an der Universität Wien Anglistik und Osteuropäische Geschichte mit Schwerpunkt russische Geschichte (Doktorat) und der Universität Toronto Russische Literatur und Sprache (Master), lehrte und forschte anschließend von 1961 bis 1975 an Universitäten in den USA und Kanada und erreichte an der University of Western Ontario in London/Ontario die Position eines Full Professor. Im Jahr 1975 wurde er zum ordentlichen Univ.-Prof. für Slawische Literaturwissenschaft an das neu gegründete Klagenfurter Institut für Slawistik berufen und wirkte bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2001 an unserer Universität. Als erster Lehrstuhlinhaber für Slawistik an der Universität Klagenfurt hat er maßgeblich die Einrichtung der slawistischen Studien in den Fächern Russistik, Slowenistik und Serbokroatistik sowie die Zusammenarbeit mit der Partneruniversität Ljubljana geprägt.
Internationales: Noch vor seiner Rückkehr nach Österreich hatte Rudolf Neuhäuser in den Jahren 1969/1970 den Posten eines Kulturattachés an der Österreichischen Botschaft in Zagreb inne und war Organisator des ersten gemeinsamen österreichisch-kroatischen Slawistentreffens der Nachkriegszeit. Als Initiator und Gründungsmitglied (1971) der Internationalen Dostojevskij-Gesellschaft war er von 1989 bis 1995 deren Präsident und Herausgeber der „Dostojevskij Studies“. Von den 1980er Jahren bis 1996 war er Vorsitzender des Österreichischen Slawistenverbandes und österreichischer Vertreter im Internationalen Slawistenkomitee. Als Gastprofessor war er an den Universitäten in Edmonton, Ljubljana, Köln und Salzburg tätig.
Hochschulpolitik: Prof. Neuhäuser engagierte sich in den Gremien der universitären Selbstverwaltung an der Universität Klagenfurt und in österreichweiten Vertretungsorganen und wirkte aktiv an bildungspolitischen Belangen mit.
Ehrungen: Im Jahr 1995 wurde Rudolf Neuhäuser als Korrespondierendes Mitglied in die Slowenischen Akademie der Wissenschaften und Künste aufgenommen. Zu seinem 75. Geburtstag im Jahr 2008 wurde ihm das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse verliehen.
Seine zentralen Arbeitsgebiete waren die russische und slowenische Literatur vom 18. Jh. bis zur Gegenwart, wobei die komparatistische Perspektive und die Berücksichtigung gesellschaftspolitischer und geistesgeschichtlicher Aspekte einen besonderen Schwerpunkt bilden. Neuhäusers Werke umfassen über 200 Veröffentlichungen, die neben Aufsätzen in Sammelbänden und Fachzeitschriften mehrere Bücher einschließen.
Rudolf Neuhäuser ist am 10. September 2020 in Villach verstorben. Das Begräbnis findet, seinem Wunsch entsprechend, im Familiengrab seiner Gattin Christa in Neuss in Deutschland statt. Zu gegebener Zeit wird einige Wochen danach eine Heilige Messe in Villach gehalten.
Die Angehörigen des Instituts für Slawistik sind Frau Christa Neuhäuser, der Familie und dem Freundeskreis von Rudolf Neuhäuser in Trauer und kollegialem Gedenken verbunden.
Ursula Doleschal, Tilmann Reuther
Der persönlich und wissenschaftliche Werdegang von Rudolf Neuhäuser ist in englischer Sprache auf einer Seite der Slowenischen Akademie der Wissenschaften und Künste mit Stand 2010 bestens dargestellt (s. https://www.sazu.si/en/members/rudolf-neuhauser). Zu ergänzen sind zwei Sammelbände jüngeren Datums:
Dein Dichter hat den Slowenen Kränze neu gewunden. 12 Essays über Francè Prešéren und die slowenische Dichtung von der Romantik zur Moderne. Klagenfurt: Hermagoras Verlag, 2012.
Russische Literatur 1780-2011. Literarische Richtungen – Schriftsteller – kulturpolitisches Umfeld. 12 Essays. Wien-Köln: Böhlau Verlag, 2013.
Foto © Mohorjeva – Hermagoras Verlag